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Zukunftsvision statt Neujahrsvorsätze

Zukunftsvision statt Neujahrsvorsätze

Warum es so viel schöner ist, sich die Zukunft zu erträumen, als sich Vorsätze für das neue Jahr vorzunehmen

Es gibt diesen Moment zwischen den Jahren, in dem die Zeit sich besonders anfühlt. Alles ist ein bisschen langsamer, ein bisschen stiller, als ob das Leben selbst einmal tief durchatmet. Und genau in dieser Pause stolpern viele von uns in die alte Tradition: Neujahrsvorsätze.

Weniger essen. Mehr Sport. Weniger Stress. Mehr Ordnung. Weniger Drama. Mehr Gelassenheit.
Die Klassiker, die wir im Grunde jedes Jahr aufs Neue hören – oder uns selbst vornehmen.

Und gleichzeitig wissen die meisten von uns: Nach wenigen Wochen ist der Zauber verflogen, und die alten Muster melden sich zurück. Nicht, weil wir undiszipliniert wären, sondern weil etwas viel Grundsätzlicheres passiert: Verbote, Einschränkungen, „Weniger von…“ oder auch „Mehr von…“ berühren nicht unser inneres Feuer.

Was unser inneres Feuer berührt, ist etwas ganz anderes:

Eine Vision..
Eine Vorwegnahme dessen, wer wir werden wollen und wie wir leben möchten.
Ein inneres Zukunftsbild mit allen Sinnen erdacht, erspürt.

Es ist wie, in der Zukunft baden!

…wie in einem Liegestuhl liegen und in der Sonne baden, die Wärme spüren, das Meer riechen, die leicht salzige Luft schmecken, den Wellen lauschen…

Und genau hier wird es spannend – nicht nur philosophisch, sondern auch wissenschaftlich.

Warum unser Gehirn lieber Zukunftsbilder mag als Verbote

Unser Gehirn ist nicht dafür gemacht, sich auf „Nicht-Tun“ zu fokussieren.

Sag einem Menschen: „Denk nicht an einen rosa Elefanten,“ und du weißt, was passiert.
Sag dir selbst: „Ich will weniger Stress,“ und dein Gehirn fokussiert – nun ja – auf Stress.

Verbote, Einschränkungen, Selbstoptimierungslisten erzeugen oft Druck, Enge und einen subtilen Widerstand. Visionen hingegen öffnen innerlich einen Raum.

Sie arbeiten mit:

  • Bildern
  • Emotionen
  • Bedeutung
  • Sinn
  • Innerer Motivation

Und genau an dieser Stelle setzt das an, was in der Psychologie unter positive future-oriented imagery, Self-Fulfilling Prophecy, Zukunftsselbst oder mentales Kontrastieren erforscht wird.

Zukunftsbilder werden zu einer Self-Fulfilling Prophecy

Das geschieht nicht magisch.
Sondern neuropsychologisch – und emotional.

Wenn du ein Bild verinnerlichst, passiert Folgendes:

  • Du bemerkst Chancen, die du vorher übersehen hättest.
  • Du entscheidest bewusster.
  • Du feilst an deiner Haltung.
  • Du schaffst kleine neue Routinen.
  • Du spürst immer unmittelbarer, was dir nicht mehr guttut.
  • Und du veränderst nach und nach dein Verhalten.

Nicht, weil du musst.
Sondern weil dein Inneres weiß, wohin es möchte.

Visionen ziehen uns vorwärts.
Verbote halten uns zurück.

Die Wissenschaft dahinter: Warum Zukunftsvisionen wirken

Lebhafte Zukunftsbilder beeinflussen Emotion und Verhalten

Studien zeigen: Wenn Menschen sich positive zukünftige Ereignisse lebhaft vorstellen, steigt nicht nur die Stimmung – sie verändern auch, oft unbewusst, ihr Verhalten.

Das Gehirn beginnt, die Vision „für möglich“ zu halten.
Und wenn etwas möglich erscheint, steigt:

  • die Motivation,
  • die Aufmerksamkeit für passende Gelegenheiten,
  • das Durchhaltevermögen,
  • und die Selbstwirksamkeit.

Kurz gesagt: Deine Zukunftsvision beginnt schon heute, deine Entscheidungen unbewusst mitzulenken.

Das „Zukunfts-Ich“ macht bessere Entscheidungen möglich

Spannende Forschung zeigt: Menschen, die ein klares Bild ihres zukünftigen Selbst vor Augen haben, treffen Entscheidungen, die diesem Selbst zugutekommen – z.B. beim Sparen, beim Gesundheitsverhalten oder in der persönlichen Entwicklung.

Genauso wirkt das Visionieren übrigens auch im Negativen. Wenn du dir vorstellst, was alles schief gehen könnte, wird schon auch etwas schief gehen. Darum: achte immer mal wieder bewusst darauf, was deine Gedanken so denken.

Visionen allein reichen nicht – aber sie sind der Anfang

Nur zu fantasieren, ist natürlich zu wenig. Es bewirkt sogar das Gegenteil. Das zeigen die Arbeiten von Gabriele Oettingen sehr deutlich:

Wer nur in schönen Bildern schwelgt, verliert paradoxerweise Motivation – weil das Gehirn sich im Gefühl des „Schon-Habens“ einrichtet.

Warum? Weil unser Gehirn nicht gut zwischen Visionen und tatsächlich Erlebten unterscheiden kann. Was also zum einen zum Gelingen beiträgt, kann bei einer „Überdosis“ genau ins Gegenteil umschlagen.

Was wirkt also?

Wirklich kraftvoll wird es erst, wenn zwei Dinge zusammenkommen:

(1) Die Vision – klar, lebendig, emotional berührend.
(2) Die Realität – erste kleine Erfolge, inklusive dem Bewältigen von Hindernissen.

Dieses Zusammenspiel nennt sich mentales Kontrastieren.
Und in Kombination mit Wenn-Dann-Plänen (Implementation Intentions) entsteht eine Art inneres Navigationssystem:

„Wenn die Situation X auftaucht, dann mache ich Y.“

Das ist wissenschaftlich extrem gut belegt und macht Visionen wirksam.

Darum scheitern Neujahrsvorsätze oft

Wenn wir ehrlich sind, bestehen viele Vorsätze aus Dingen, die wir nicht mehr wollen:

  • weniger Süßes
  • weniger Streit
  • weniger Chaos
  • weniger Stress
  • weniger Bildschirmzeit

Das Problem:
Weg-von-Ziele aktivieren keine Begeisterung.
Sie aktivieren Widerstand.

Vorsätze scheitern nicht an der Disziplin – sie scheitern daran, dass sie keine echte innere Bewegung auslösen.

Zukunftsträume hingegen erzeugen innere Bewegung

Sie laden dich ein, nach innen zu lauschen:

  • Was wünsche ich mir wirklich?
  • Wie möchte ich mich fühlen?
  • Wie möchte ich wirken?
  • Was soll in meinem Leben wachsen?
  • Wer möchte ich sein – in 6 Monaten, in 3 Jahren?

Zukunftsbilder schaffen Orientierung, ohne zu knebeln.
Sie geben Richtung, ohne Druck.
Sie wecken Sehnsucht – und Sehnsucht zieht uns vorwärts.

Manchmal zart, manchmal kraftvoll, aber immer: von innen heraus.

Eine gute Vision entsteht nicht ausschließlich im Kopf. Sie entsteht im Körper, im Gefühl, im inneren Erleben.

Oft in Momenten der Stille.
Oder in Gesprächen.
Oder im Coaching.
Oder wenn wir uns erlauben, uns nicht zu optimieren – sondern zu spüren.

Eine Vision ist kein Ziel.
Ein Ziel ist eine Zahl.
Eine Vision ist ein inneres Bild, ein Gefühl, ein Lebensentwurf.

Manchmal entsteht sie plötzlich, manchmal über Wochen, manchmal durch kreatives Nachspüren.

Probiere es einmal aus – genau jetzt

Stell dir einen Moment in deiner Zukunft vor – einen Tag, an dem du dich stimmig, lebendig und ganz bei dir fühlst.

  • Wo bist du?
  • Mit wem bist du zusammen?
  • Was tust du genau?
  • Was spürst du? Was riechst du? Was schmeckst du?
  • Was ist leichter?
  • Was ist wärmer?
  • Was ist präsenter?

Solche Bilder können so fein und zart sein, dass sie ein Lächeln auslösen.
Und genau das ist der Beginn: Das System merkt sich diese Spur.

Warum Visionen im Coaching so wirksam sind

In unseren Coaching-Prozessen im 1:1 und unseren Retreats arbeiten wir mit systemischen, achtsamkeitsbasierten, psychodynamischen und integrativen Ansätzen. Zukunftsbilder entfalten eine enorme Kraft, weil sie:

  • Gefühle aktivieren
  • das Unbewusste einbeziehen
  • Bedürfnisse sichtbar machen
  • innere Schutzstrategien wohlwollend berücksichtigen
  • und Raum schaffen, in dem Unsicherheiten gehalten
  • und dadurch Neues entstehen darf

Für viele Menschen sind Visionen wie ein innerer Kompass – einer, der sich nicht nach äußeren Erwartungen richtet, sondern nach der eigenen inneren Stimmigkeit.

Darum ist es so viel schöner, die Zukunft zu erträumen!

Weil Träume – im besten Sinne – Sanftheit und Sehnsucht mitbringen.
Weil sie uns öffnen, nicht engen.
Weil sie uns erlauben, Mensch zu sein statt Maschine.
Weil sie nicht gegen etwas sind, sondern für etwas.
Weil sie sich mit dem Leben verbünden, statt gegen uns selbst zu arbeiten.
Weil sie uns wieder spüren lassen, was uns wirklich wichtig ist.

Und vielleicht ist genau das der schönste Jahresbeginn:

Nicht mit einem Katalog an Defiziten,
sondern mit einer Vision von dem Menschen,
der wir werden dürfen.


Dein nächster Schritt

Wenn du merkst, dass du Aufblühen statt Aushalten möchtest, laden wir dich ein:

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Herzlich Deine

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Alle unsere Angebote basieren auf dem Konzept der Emotionalen Intelligenz & Achtsamkeit. Diese ist Bestandteil unseres systemisch, achtsamkeitsbasierten, integrativen Coaching-Ansatzes.

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Quellen:

[1] Imagining a brighter future: The effect of positive imagery … https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4593863/

[2] Mental Contrasting with Implementation Intentions (MCII) Improves … https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4106484/

[3] Saving for your future self: The role of imaginary experiences https://pearl.plymouth.ac.uk/cgi/viewcontent.cgi?article=1498&context=psy-research

[4] The Relationship Between Vividness of Positive Future-Oriented … https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/00332941251335587

[5] Effects of Engaging in Repeated Mental Imagery of Future … https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5410208/

[6] Prof. Dr. Gabriele Oettingen – Universität Hamburg https://www.psy.uni-hamburg.de/en/arbeitsbereiche/paedagogische-psychologie-und-motivation/personen/oettingen-gabriele.html

[7] [PDF] Mental Contrasting With Implementation Intentions (MCII) Improves … https://www.psy.uni-hamburg.de/de/arbeitsbereiche/paedagogische-psychologie-und-motivation/personen/oettingen-gabriele/dokumente/duckworth-kirby-oettingen-2013.pdf

[8] Saving For Your Future Self : The Role of Imaginary Experiences https://aura.abdn.ac.uk/handle/2164/9745

[9] How imagining personal future scenarios influences affect https://www.winzig-stiftung.de/images/forschung/schubert2020.pdf

[10] The effect of positive mental imagery versus positive verbal … https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11652126/

[11] Imagine before you leap: Episodic future thinking … https://www.elsevier.es/en-revista-international-journal-clinical-health-psychology-355-articulo-imagine-before-you-leap-episodic-S1697260024000206

[12] Imagining a brighter future – Hochschulbibliographie https://bibliographie.ub.rub.de/work/54200

[13] The relationship between vividness of positive future-oriented … https://sciety.org/articles/activity/10.31234/osf.io/a6chu_v2

[14] The Relationship Between Vividness of Positive Future-Oriented … https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/00332941251335587

[15] Mental contrasting with implementation intentions (MCII) improves … https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29265873/

[16] The Role of Imagination in Projecting Your Future https://www.intelligentchange.com/blogs/read/the-role-of-imagination-in-projecting-your-future

[17] The Relationship Between Vividness of Positive Future-Oriented … https://www.semanticscholar.org/paper/The-Relationship-Between-Vividness-of-Positive-and-Blackwell-Westermann/31c9c906c4d27c524e1ab60ff0a9c2ddf8dfb1fe

[18] Mental Contrasting with Implementation Intentions Increases Goal … https://www.springermedizin.de/mental-contrasting-with-implementation-intentions-increases-goal/8866332

[19] neural measures of future self-continuity predict temporal … https://www.semanticscholar.org/paper/Saving-for-the-future-self:-neural-measures-of-Ersner-Hershfield-Wimmer/ae3388ffbc993ab29f1dbb8de6decae6fa72be3e

[20] [PDF] The effect of positive mental imagery versus positive verbal thoughts … https://fbz-bochum.de/files/fbz-bochum/content/Dokumente/Publikation%20Sammlung%20Prof.%20Dr.%20J%C3%BCrgen%20Margraf/2024/Blackwell%20et%20al.%202024%20Applied%20Psych%20Health%20Well.pdf

[21] Online Mental Contrasting with Implementation Intentions for … https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0195666325003629

[22] Using imaginary worlds for real social benefits https://www.cambridge.org/core/journals/behavioral-and-brain-sciences/article/using-imaginary-worlds-for-real-social-benefits/957BD1EF5421220778D655A1092FA3DA

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